Chlamydogobius ranunculus Larson, 1995

Allgemeine Informationen:

Für Einsteiger und Fortgeschrittene zu empfehlen ist die kleine australische Süßwassergrundel Chlamydogobius ranunculus. Johannes Graf hat die Art in der DATZ (Ausgabe 07/2003) ausführlich vorgestellt. Es handelt sich um eine “Schwesterart“ der bekannten Wüstengrundel Chlamydogobius eremius. Äußerlich sieht sie der Wüstengrundel sehr ähnlich, bleibt mit ca. 4 bis 5 cm Gesamtlänge jedoch kleiner. Diese Grundeln sind anspruchslos in der Haltung und aufgrund ihrer geringen Größe auch für kleinere Aquarien ab 50 Liter gut geeignet. Sie mögen hartes Wasser und eine Temperatur von 23-25°C.

Aquarienhaltung:

Ich begann mit einer Gruppe von 14 Jungtieren, einige waren schon so groß, daß man die Geschlechter unterscheiden konnte. Sie kamen in ein Aquarium mit den Maßen 55(L) x 50 (B) x 30 (H) cm, welches mit feinem Sandboden, Javamoos, einer Wurzel und ein paar mit Silikon geklebten Schieferhöhlen ausgestattet war. Andere Fische befanden sich nicht in dem Becken. Sie fressen alles, was ihnen vors Maul kommt und reinpaßt, also Lebend- Frost- und Trockenfutter. Damit sind sie wesentlich einfacher zu ernähren, als viele andere Grundelarten. Sie sind sehr friedlich und immer neugierig, so daß sie sich meist im vorderen Bereich des Aquariums aufhalten und gut zu beobachten sind.

Chlamydogobius ranunculus (links Männchen, rechts Weibchen)

Meine Haltungsbedingungen:

pH-Wert: 7,5 – 8,5
GH: > 20 °dH
Leitwert: 800 – 1000 µS/cm
Temperatur: 23 – 25 °C
Futter: Trocken-, Frost- und Lebendfutter

Nachzucht:

Nach zwei Monaten waren die Kleinen schon gut gewachsen und ich machte mir Hoffnungen, bald den ersten Nachwuchs begrüßen zu dürfen. Wie viele Grundeln, so ist auch Chlamydogobius ranunculus eine höhlenbrütende Art, bei der der Vater die Brutpflege übernimmt. Meine Tiere lagen auch oft in den zur Verfügung stehenden Schieferhöhlen, zeigten aber nicht das typische Brutpflegeverhalten. Auch ein Balzverhalten war nicht zu beobachten. Schließlich tauschte ich die Schieferhöhlen gegen ca. 10 cm lange PVC-Röhren unterschiedlicher Durchmesser. Einige Tage später bemerkte ich, daß ein Männchen plötzlich sehr dunkel gefärbt war und aufgeregt auf dem Sandboden umher hüpfte. Dies mußte das von Johannes Graf in seinem Artikel beschriebene Balzverhalten sein. Am nächsten Tag sah ich das Männchen aus einer 16mm PVC Röhre herausgucken. Man konnte nur den Kopf und die sich langsam hin und her bewegenden Brustflossen erkennen, ein Zeichen, daß das Männchen ein Gelege bewacht. Durch die wedelnden Bewegungen mit den Brustflossen versorgt das Männchen die Eier mit sauerstoffhaltigem Frischwasser.

Wie bereits angesprochen, bot ich den Grundeln mehrere verschiedene Röhren an. Sie unterschieden sich zum einen im Durchmesser, zum anderen war ein Teil der Röhren auf einer Seite verschlossen, der andere Teil hatte zwei Öffnungen. Die Eiablage erfolgte in der mit 16mm Durchmesser engsten zur Verfügung stehenden Röhre mit einer Öffnung. In den folgenden Tagen beobachtete ich die Tiere intensiv. Manchmal kam das brutpflegende Männchen blitzartig aus der Höhle geschossen, um einen neugierigen Artgenossen zu vertreiben. Danach verschwand es wieder in der Röhre. Es schwamm vorwärts in die Röhre, mußte sich also in der engen Röhre drehen. Kaum zu glauben, wie es das wohl angestellt hat. Beim Füttern kam das brutpflegende Männchen nur zögerlich aus seiner Höhle heraus und verschwand auch gleich wieder. Man konnte ihm deutlich ansehen, daß es etwas abgemagert war.

Aufzucht der Jungfische:

Die Jungfische sollten nach etwa 10 Tagen schlüpfen. Da ich die Jungen separat aufziehen wollte, war es nach etwa einer Woche an der Zeit, das Gelege aus dem Elternbecken zu entfernen. Ich nahm die Röhre langsam mit dem darin befindlichen Männchen in die Hand und drehte sie in eine senkrechte Position. Nach leichtem Schütteln schwamm das Männchen aus der Höhle heraus und ich konnte die Röhre aus dem Wasser nehmen und in ein Aufzuchtbecken legen. Zahlreiche, recht große Eier waren an den Innenwänden der Röhre zu erkennen. Es wäre auch leicht möglich gewesen durch Zuhalten der Öffnung das Männchen mit in ein Aufzuchtbecken zu überführen und es weiter pflegen zu lassen. Es gibt zahlreiche Berichte, daß Grundelmännchen die Eier mit einem pilz- und bakterienhemmenden Sekret versorgen. Ich nahm jedoch an, daß die Gefahr für die Embryonen nach sieben Tagen nicht mehr allzu groß ist, und probierte es ohne das Männchen. Die Sauerstoffversorgung der Eier kann man im Aufzuchtbecken gewährleisten, indem man für eine ständige leichte Strömung durch die PVC-Röhre sorgt. So wird zumindest das Befächeln des Männchens ganz gut nachgeahmt.

Einige Tage später schlüpften die ersten Jungfische. Ich kann nicht mehr sagen an welchem Tag genau es losging, jedenfalls zog sich das Schlüpfen des gesamten Geleges über mindestens drei bis vier Tage hin. Zunächst sah ich drei Junge, dann 15 und dann konnte ich sie schon nicht mehr zählen. Die Jungfische fraßen gleich Artemianauplien und Mikrowürmer. Dabei waren sie genauso gefräßig wie die ausgewachsenen Grundeln. Die Elterntiere laichen seitdem regelmäßig ca. alle 2-3 Wochen. Wenn Versteckmöglichkeiten vorhanden sind und regelmäßig Artemianauplien verfüttert werden, so werden zahlreiche Jungfische neben den erwachsenen Tieren groß. Ich kann diese kleinen interessanten Grundeln nur jedem ans Herz legen. Sie eignen sich wohl auch für ein Gesellschaftsbecken mit kleineren, friedlichen Fischen.

Literatur:

Graf, J. (2000): Live Fast and Intensively: Chlamydogobius ranunculus. ANGFA „In-Stream“, Vol. 9 (6).

Graf, J.(2003): Chlamydogobius ranunculus – Eine neue Grundel aus Australien. DATZ, Jg 56 (7): 40-42.

Graf, J. (2005): Eine australische Grundel: Chlamydogobius ranunculus Larson, 1995. Amazonas. Jg 1 (1), Heft.Nr. 1: 71.

Larson, H.K. (1995): A review of the Australien Endemic Gobiid Fish Genus Chlamydogobius, with the description of five new species. The Beagle, Records of the Museums and Art Gallery of the Northern Territory (12): S. 19-51.